Die Brandung prallt gegen die felsige Steilküste und weit ziehen die Landzungen der Insel wie Finger nach Westen ins Nordmeer. Bei der Fahrt zwischen Felsen und Meer über die Kü...
Ideen entstehen im Kopf
Die gut sichtbaren und einladenden Flanken der Kåfjord Kette, stechen sofort ins Auge, wenn man die Lyngen Alps besucht. Schon länger hatten wir den Plan an einem Tag mehrere dieser einmalig schönen Skiabfahrten aneinander zu reihen. So kamen am Ende 3.882 Abfahrtsmeter und knapp 35 Km zusammen. Dauer 13,5 Stunden.
Gillavarri, 1.163 m, Aufstieg von Olderdalen
Die erste Etappe führt auf den Gipfel des Gillavarri, ein normalerweise frequentiertes Tourenziel. Hier begegneten uns das einzige Mal weitere Tourengeher. Wir wählen den Aufstieg über die breite Westschulter und fahren vom Gipfel ins Lilledalen ab. Anfellen und weiter zum Gipfel des nächsten Berges.
Nordmannviktinden, 1.355 m, der höchste Punkt
Der Aufstieg weist im unteren Teil einen Abschnitt über 40° auf und liegt im Einzugsbereich großer Lawinen. Er führt direkt auf den südlichsten Punkt des Gipfelplateaus, auf der Karte mit 1.355 m verzeichnet. Man überschreitet danach den langen Gipfelrücken nach Norden und fährt in das breite Tal von Nordmannvik hinunter. Hier ist die Crux eine Querung des tiefen Bachbettes. Im hinteren Teil des Tales befindet sich eine kleine Hütte (135 m) mit einer Brücke, falls es wenig Schnee hat die beste Alternative.
Staluvarri, 1.251 m
Der nun folgende Anstieg führt auf den Staluvarri, bzw. Rassavarri. Die ersten 300 Meter geht es durch dichten Wald, danach über einen langen flachen Gradrücken zum Gipfel. Die ca. 1.100 Höhenmeter haben am meisten von der ganzen Tour geschlaucht, da der Schnee im Wald tief und sulzig war, weiter oben sehr hart und abgeblasen.
Die Abfahrt ins nächste Hochtal ist sehr technisch und mit einer steilen > 40° steilen Rinne/Flanke auch nur bei guten Verhältnissen möglich. Es gibt natürlich immer einen flacheren Weg außen herum, aber dann erhöhen sich auch die Aufstiegsmeter und das Abfahrtsvergnügen nimmt ab.
Sorbmegaisa, 1.288 m
Der Sorbmegaisa ist ein echter Panorama Berg, denn während man das Gipfelplateau zum höchsten Punkt überschreitet, gibt es viel Zeit die Aussicht über den Lyngenfjord auf die spitzen Gipfel und weiten Gletscher der Halbinsel zu genießen. Auch sonst ist dieser Gipfel einer der schönsten und variabelsten Skigipfel im gesamten Lyngen Gebiet.
Unsere Abfahrtsvariante hinunter ins Hammarvikdalen ist wieder sehr steil und obwohl wir erst eine Woche zuvor auf der gleichen Route abgefahren sind, hatten wir dieses Mal ein etwas mulmiges Gefühl im Bauch. Unter der Wächte nahe der Einfahrt war ein frisches Triebschneebrett abgegangen, die letzten 2 Tage gab es etwas Neuschnee mit sehr starkem Wind und die Verhältnisse ändern sich hier sehr schnell.
Storhaugen, 1.142 m, fast zu Hause
Der letzte Anstieg hat es noch mal in sich. Mittlerweile ist es kurz vor Mitternacht und wir hatten uns zum Ziel gesetzt um 00 Uhr auf dem Gipfel des Storhaugen zu stehen. Dann wären wir exakt 12 Stunden unterwegs gewesen, denn wie nördlich des Polarkreises zu dieser Jahreszeit üblich, lässt man die Tage entspannt angehen und so sind wir erst mittags aufgebrochen.
Wir spuren jetzt hoch in Richtung der Scharte, die auf 1.000 m zwischen den beiden Gipfeln liegt, jedoch müssen wir unsere Skier schon 250 Meter unterhalb des Storhaugens/Boazovarri auf dem Rucksack befestigen. Im Schatten war die durchweichte Oberfläche zu Eis gefroren und es gab null Chance, auch nicht mit Harscheisen diesen letzten Aufstieg mit Ski an zu bewältigen. Als wir glücklich und müde um viertel nach 12 auf dem letzten Gipfel standen, hatte sich sogar die Mitternachtssonne schon verabschiedet, aber da es schon wieder dämmerte war es eigentlich taghell.
Vom Gipfel des Storhaugen fährt man direkt in unser Skitouren Camp nach Djupvik und eine gute Stunde später steht schon ein riesen Berg Pasta auf dem Tisch. Da der 17. Mai Nationalfeiertag in Norwegen ist, war die Party im benachbarten Restaurant (Corona hin oder her) in vollem Gange, aber für uns war das jetzt zu viel und nach dem Essen verdunkeln wir unser Chalet und begeben uns ins Reich der Träume.