Die Inseln der Lofoten bieten eine einzigartiges Skitourenerlebnis. Die urzeitlich angehauchte Inselwelt versetzt den Besucher immer wieder erneut ins Staunen. Wir wohnen direkt...
Dirk, was motiviert dich nach so vielen Jahren immer noch mit deinen Gästen in den Bergen unterwegs zu sein?
Es gibt mehrere Gründe. Zum einen bin ich unglaublich gerne draußen in der Natur, und es gibt nichts Schöneres, als diese intensiven Erlebnisse mit anderen zu teilen. Jede Führung und jede Reise ist einzigartig – man lernt immer etwas Neues dazu. Die Berge bieten auch nach all den Jahren noch so viel zu entdecken.
Ein weiterer Grund ist, dass mich die Menschen interessieren. Es ist spannend, die Dynamik einer Gruppe zu beobachten und dann zu erkennen, wie man sie in die richtige Richtung lenkt. Das Einfühlungsvermögen des Gruppenleiters ist entscheidend für den Erfolg einer Tour. Das macht den Job für mich nicht nur herausfordernd, sondern auch besonders interessant.
Nebenbei halte ich mich durch die Touren auch körperlich fit. Für Trockentraining kann ich mich nur schwer motivieren, deshalb ist das eine willkommene Begleiterscheinung meines Berufs.
Insgesamt empfinde ich meinen Beruf nicht als Arbeit. Natürlich verdiene ich damit meinen Lebensunterhalt, aber es ist ein echtes Privileg, durch eine Tätigkeit, die mich so erfüllt, leben zu können.
Gibt es ein besonderes Bergerlebnis in deiner Zeit als Bergführer?
Da gibt es viele – positive und leider auch negative Erlebnisse. Was mich vor nicht allzu langer Zeit besonders berührt hat, war eine ältere Teilnehmerin, die an Parkinson leidet. Trotz ihres Alters und der Krankheit hatte sie den Traum, noch einmal an einer Skitourenwoche in Norwegen teilzunehmen. Wir konnten ihr das im Rahmen einer regulären Führungswoche ermöglichen, und sie hat es tatsächlich geschafft. Das war ein sehr emotionales Erlebnis, zu sehen, wie stark der Wille eines Menschen sein kann.
Ein anderes Erlebnis war ein schwerer Lawinenunfall an einem 8.000er vor vielen Jahren. Entgegen dem, was oft in den Medien über Rivalitäten am Berg berichtet wird, haben wir damals enorme Unterstützung von anderen Expeditionen bekommen. Sie haben ohne zu zögern ihre eigenen Pläne aufgegeben und dadurch einem unserer Teilnehmer das Leben gerettet. Das hat mich tief beeindruckt, und ich bin bis heute unendlich dankbar dafür.
Hast du selbst noch Träume, Ziele, die dich reizen?
Ein Traum wäre die Klimakatastrophe aufzuhalten und wieder kalte Winter wie vor 50 Jahren zu erleben. Wir geben als kleinen Beitrag dazu 1 % unseres Umsatzes, den wir in der Bergschule aus unseren Reisen und Führungen erwirtschaften über Klimaprojekte an den Planeten zurück.
Was mich persönlich betrifft, möchte ich so lange wie möglich in die Berge gehen – und das hoffentlich verletzungsfrei. Geografisch gibt es auch noch einige Ziele, die mich reizen, besonders Regionen, die noch nicht so bekannt sind. Aber es wird immer schwieriger, Rückzugsorte zu finden, die sowohl attraktiv als auch gut erreichbar sind.
Vor einigen Jahren habe ich mit dem Gleitschirmfliegen angefangen, und das hat mich richtig gepackt. Da habe ich noch viel zu lernen. Vom Gipfel ins Tal zu fliegen, ist für mich eine geniale Art des Abstiegs – fast wie eine Abfahrt mit Ski. Es macht einfach unglaublich Spaß.
Hast du ein Motto, eine Leitlinie die dich beim Bergsteigen begleitet?
Das ist eine interessante Frage, die viele Facetten hat. Deine Einstellung verändert sich mit der Zeit. Der alte Spruch „Nur ein alter Bergsteiger ist ein guter...“ trifft es eigentlich ganz gut. Ich habe viele Freunde und Bekannte in den Bergen verloren, und oft frage ich mich, warum das passieren musste. War es Pech, Schicksal, Leichtsinn, zu viel Ehrgeiz oder einfach eine Fehleinschätzung der eigenen Fähigkeiten oder der Bedingungen am Berg?
In diesem Zusammenhang hört man oft das Wort „Demut“. Ehrlich gesagt, mag ich diesen Begriff nicht, er erinnert mich zu sehr an Religion und Kirche, und das ist nicht mein Ding. Ich würde eher von gesundem Respekt sprechen. Man muss die Berge und ihre Risiken respektieren und verstehen.
Um beim Bergsteigen zu überleben, braucht es auch eine Portion Glück – und ich hatte definitiv schon mehrmals Glück, oft ohne es in dem Moment bewusst zu realisieren. Heute gibt es großartige Tools, wie die modernen Methoden der Lawinenbeurteilung, die helfen, Gefahren zu erkennen und zu vermeiden. Doch das Wichtigste für mich ist immer mein Bauchgefühl. Wenn sich etwas nicht gut anfühlt, lasse ich es, selbst wenn die Theorie dafürspricht oder andere es tun. Manchmal handle ich genau umgekehrt, aber ich achte immer darauf, warum ich eine Entscheidung treffe.
Gefährlich wird es, wenn man sich von äußeren Einflüssen leiten lässt. Die besten Entscheidungen trifft man, wenn man auf sein Wissen, seine Erfahrung und vor allem auf sich selbst hört. Das richtige Bauchgefühl entwickelt sich mit der Zeit und Erfahrung.